Warum gehen hierzulande vergleichsweise so wenige Menschen das Thema Geldanlage ernsthaft an und legen ihr Geld in Aktien, Fonds oder Gold an? Dafür gibt es einen einfachen Grund: Weil sie als erstes meist nur das Risiko sehen und nicht so sehr die Chancen. Deshalb möchte ich Dir heute Mut machen, das Thema Investieren auch wirklich ernsthaft anzugehen. Wusstest Du schon:
Wer in Aktien des Deutschen Aktienindex DAX gespart hat, konnte beispielsweise bei einem Anlagezeitraum von 20 Jahren eine durchschnittliche Rendite von 8,9 Prozent im Jahr auf das angelegte Geld erwirtschaften. Im schlechtesten Fall lag die jährliche Rendite bei 3,8 Prozent, im besten bei 15,2 Prozent. Das heißt: selbst im ungünstigsten Fall hat man noch ein Vielfaches von dem bekommen, was man heutzutage auf dem „Sparkonto“ erhält!
Warum also investiert kaum jemand (in Aktien zum Beispiel)? Das lässt sich psychologisch erklären. Als ich anfing, mich selbst mit dem Thema zu beschäftigen, hätte ich nie gedacht, dass Psychologie beim Geldanlegen eine derart wichtige Rolle spielt (was aber fast niemandem klar ist!) Es gibt sehr interessante Studien zu diesem Thema.
So ist für viele Menschen alleine die Aussicht auf mögliche Verluste in Zukunft derart abschreckend, dass sie sich entscheiden, lieber auf Aktienkäufe zu verzichten. Der Mensch entscheidet sich immer gerne für diejenige Alternative, die die geringste Gefahr birgt, später etwas bedauern zu müssen. Dieses Phänomen nennt sich Regretaversion, Angst vor künftigem Bedauern.
Das heißt: Kurzfristig bedauert man die unangenehmen Folgen einer aktiven Handlung (etwa den Kursrückgang nach einem Aktienkauf) mehr als das Resultat einer unterlassenen Handlung (wenn man eine Aktie nicht kauft und der Kurs dann ansteigt). Deshalb vermeiden viele „Aktionismus“ und tun lieber gar nichts.
Jetzt kommt’s aber: Langfristig ist es genau umgekehrt: auf lange Sicht bereut man sein Nichtstun – weniger aber seine Entscheidungen (zum Aktienkauf etwa)! („Hätte ich doch nur vor 10 Jahren Amazon-Aktien zum Kurs von 60 $ gekauft…..heute liegt der Kurs bei fast 2.000$!“)
Die Regretaversion hat übrigens noch eine Schwester, die die Situation noch verschärft: die Verlustaversion. So werden Verluste im Schnitt zwei- bis zweieinhalbmal stärker wahrgenommen als Gewinne in gleicher Höhe. Denn während Gewinne sich perfekt in das eigene Harmoniegebäude einfügen, tun Verluste richtig weh, wie Hirnforscher herausgefunden haben. Denn Verluste stellen die eigene Entscheidung in Frage. Ganz übel fühlt man sich, wenn man seinen Aktienkauf (oder welches Investment auch immer) vorher Freunden und Bekannten mitgeteilt hat. Denn dann wird öffentlich deutlich, dass man „versagt“ hat – und das ist schwer zu ertragen (wenn auch menschlich).
Lange Rede, kurzer Sinn. Aus all den psychologischen Erkenntnissen lassen sich für mich die ersten beiden Tipps ableiten:
1. Sei Dir der zutiefst menschlichen Aversionen bewusst und überwinde sie. Eröffne endlich ein Brokerdepot. Handle!
2. Wenn Du investierst, teile niemandem mit, was genau Du gekauft (oder verkauft) hast.
Solltest Du Dich etwas näher mit dem Thema Behavioral Finance beschäftigen wollen, kann ich Dir sehr dieses Buch von Joachim Goldberg empfehlen. Er hat quasi das deutsche Standardwerk zum Thema geschrieben – sehr anschaulich und leicht verständlich! (Fun Fact: Joachim Goldberg kenne ich noch aus seiner Zeit bei der Deutschen Bank im Jahr 2000 – damals arbeitete ich als Redakteur für das Wirtschaftsmagazin „Made in Germany“ von Deutsche Welle TV. Joachim Goldberg war jede Woche aus Frankfurt zugeschaltet, um seine Analyse des Aktienmarktes vorzunehmen).
Auch das Buch von Brett Steenbarger – glücklicherweise auch auf Deutsch erschienen – ist ein absolutes Muss, wenn Du beim Trading erfolgreich sein willst!