Das sieht alles ganz schrecklich aus!

Die wichtigsten Börsenindizes sind in den letzten Wochen massiv gefallen. Zu den Ursachen dürfte die gestiegene Inflation – verbunden mit der Erwartung auf steigende Zinsen und damit steigenden Finanzierungskosten vor allem für Wachstumsunternehmen – gehören. Und so sehen die meisten Charts auf den ersten Blick ganz schrecklich aus. Der S&P 500 im Tageschart beispielsweise (unten). Zahlreiche rote Kerzen folgen aufeinander, erst am Freitag der vergangenen Woche zeigt sich etwas Grün. Der Aufwärtstrend (höhere Hochs gefolgt von höheren Tiefs) wurde gebrochen, und bei der letzten grünen Kerze scheint es sich nur um eine erste kleinere Korrektur im nun vorhandenen Abwärtstrend zu handeln.

Aber schauen wir uns das Ganze mal aus einer anderen Perspektive an und wechseln auf den Wochenchart. Zudem wechseln wir von der üblichen Chartansicht in die logarithmische Darstellung. Hierbei zeigen die Kurse gleiche vertikale Abstände für identische, prozentuale Veränderungen an. Eine Kursbewegung von zehn auf zwanzig entspricht der gleichen Wegstrecke wie für den Anstieg zwischen 50 und 100. Gerade vielen Anfängern ist der Unterschied nicht klar, der sich hierdurch optisch ergibt. Wir sehen nun einen Wochenchart des S&P 500 (E-Mini-Futures, um genau zu sein) – wie wirkt dieser Chart im Vergleich zum obigen Tageschart?

Das Ganze sieht schon deutlich „harmloser“ aus – oder? Wir sehen, dass auch im Wochenchart zwar der Aufwärtstrend gebrochen, aber noch nicht bestätigt wurde. Zudem scheint der Kurs an einem Unterstützungsbereich (etwa zwischen 4.250 und 4.400 Punkten) angekommen zu sein. Es hat sich in der letzten Woche ein „Hammer“ ausgebildet, der eine potenzielle Kursumkehr andeutet.

Auf dem dritten Chart habe ich die prozentuale Veränderung der Kursrückgänge aufgezeigt, die zum einen während der Corona-Krise im März 2020, und zuletzt auftrat. Wie man sieht, besteht hier ein gewaltiger Unterschied! Rund 36 Prozent betrug der Rückgang vor knapp zwei Jahren, rund 12 Prozent – also ein Drittel – sind es in der aktuellen Situation. Der Kurs liegt immer noch über dem 52 Wochen-Gleitenden Durchschnitt.

Was machen wir nun mit dieser Erkenntnis? Zunächst einmal sollten wir nicht in Panik geraten. Drawdowns gehören zum Investieren dazu! Das zeigen diese Beispiele. Und wenn man sich Charts von Technologiegiganten wie Apple oder Google anschaut, wird man feststellen, dass es immer wieder zu Rückgängen von 50 oder gar 75 Prozent kam. Wer dann einstieg und sich die Aktien quasi mit Rabatt sicherte, sitzt inzwischen auf fetten Gewinnen. Das soll nicht heißen, dass man nun sofort in Technologieaktien investieren sollte. Aber es gibt durchaus einige Unternehmen, wo sich ein genauerer Blick lohnt. Paypal oder Netflix beispielsweise sind solide Unternehmen, die in den letzten Wochen  einen Rückgang ihres Aktienkurses um 50 Prozent verkraften mussten. Hier bieten sich eventuell günstige Einstiegsmöglichkeiten. Profis investieren bekanntlich meist dann, wenn am Markt „die Kanonen donnern“. Das soll jedoch keine Anlageempfehlung sein – so etwas darf ich nicht anbieten. Mir geht es darum, deutlich zu machen, dass man beim Investieren das „big picture“ im Auge behalten und keine voreiligen Schlüsse ziehen sollte.

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