Wir haben gerade einen der stärksten Aktiencrashs hinter uns, den es je geben hat. Wäre es da nicht schön, sagen zu können: „Ich habe keinen Verlust erlitten“!? Das geht – auch ohne dass man sein Depot gegen einen Crash abgesichert hat! Und zwar, wenn man seine Aktie(n) mit Rabatt gekauft hat. Das geht – wissen aber die wenigsten. Deshalb will ich heute mal erklären, was es damit auf sich hat.
Nehmen wir also an, wir möchten unser Geld bis Ende des Jahres anlegen und gerne eine Aktie kaufen, sagen wir einfach beispielsweise mal SAP, weil wir das für ein gutes Unternehmen halten und gerne am Erfolg partizipieren wollen. Allerdings möchten wir uns gegen potenzielle Verluste absichern, weil wir risikobewusst sind. Dafür sind wir bereit, auf einen Teil potenzieller Gewinne aufgrund von Aktienkurssteigerungen zu verzichten. Um dies zu erreichen, suchen wir nach einem passenden Discount-Zertifikat.
Hierfür empfiehlt sich eine Finanzwebseite wie onvista. Dort gehen wir auf den Bereich „Derivate“ und geben bei „Kategorie“ den Begriff Discount-Zertifikate ein. Schließlich geben wir bei „Basiswert“ SAP ein und bei „Discount“ 25%. (Den Discount können wir – je nach Sicherheitsbedürfnis auch höher oder geringer wählen. Entsprechend reziprok gestaltet sich dann die entsprechende Renditemöglichkeit.) Daraufhin werden mir 16 Discount-Zertifikate angeboten, die zwischen 22,3% und 24,2% Rabatt auf die SAP-Aktie versprechen und eine Laufzeit haben, die bis Anfang/Mitte Dezember 2020 reicht.
Der Aktienkurs von SAP liegt jetzt, zum Zeitpunkt meines Schreibens des Blogbeitrags, bei 109,78 Euro. Wir suchen uns jetzt beispielsweise das Discount-Zertifikat von J.P. Morgan heraus. Dieses kostet momentan 83,75 Euro. Das ist ein Rabatt von 23,7%. Das heißt: wir setzen auf die Kursentwicklung von SAP, müssen aber nicht fast 110 Euro pro Aktie zahlen, sondern nur 83,75 Euro. das ist doch nicht schlecht, oder? (Zu den Haken an der Sache komme ich gleich.)
Was heißt das jetzt? Zunächst einmal können wir die Kursentwicklung der SAP-Aktie vergleichsweise entspannt verfolgen. Denn wir haben nur 83,75 Euro bezahlt, obwohl der Aktienkurs bei knapp 110 Euro steht.
Welche Szenarien sind nun denkbar?
a) Der Kurs der SAP-Aktie liegt am 18. Dezember 2020 bei 87,50 Euro oder mehr. Das wäre das optimale Szenario, denn dann würden wir pro gekauftem Zertifikat 87,50 Euro ausgezahlt bekommen und somit unsere 4% Rendite (6,93% p.a.) realisieren.
b) Der Kurs der SAP-Aktie liegt am 18. Dezember 2020 zwischen 83,75 und 87,50 Euro. Dann realisieren wir einen Gewinn pro Aktie bzw. Zertifikat, der sich aus der Differenz zwischen dem aktuellen Aktienkurs (am 18.12.2020) und unserem Zertifikate-Kaufpreis (83,75 Euro) ergibt.
c) Der Kurs der SAP-Aktie sinkt unterhalb unseres Zertifikat-Kaufpreises von 83,75 Euro. Dann bekommen wir nur den aktuellen Preis ausbezahlt und erleiden einen Verlust in Höhe der Differenz zwischen Kaufpreis (83,75 Euro) und aktuellen Aktienkurs zum 18.12.2020. Das heißt, der Kurs müsste um mehr als 26 Euro fallen, bis wir mit unserem Discount-Zertifikat in die Verlustzone kommen! Wir sind also automatisch gegen einen Kurssturz von rund 24% abgesichert, während ein Aktienbesitzer, der für 110 Euro die Aktie gekauft hätte, über 24% Prozent Verlust verkraften müsste.
Das ganze hat natürlich auch einen Preis: Durch die im Zertifikat eingebaute „Versicherung“ (den Discount), müssen wir uns mit einer nach oben begrenzten Rendite zufrieden geben. Diese maximale Rendite beträgt – wie oben erwähnt – für die 231 Tage bis zum 18.12.2020 (solange läuft das Discount-Zertifikat) genau 4,08%, das sind 6,93% p.a. Selbst wenn die SAP-Aktie bis Mitte Dezember auf 200 Euro schießen sollte, müssen wir uns – anders als Aktienbesitzer – mit diesen 4 % (bzw. 6,93% p.a.) Rendite zufrieden geben. Dafür können wir aber relativ beruhigt schlafen – und im Vergleich zu dem, was man an Tagesgeldzinsen bekommt, allemal besser – oder? Probiere am besten selbst mal die Zertifikate-Suche bei onvista aus und variiere dabei mit unterschiedlichen Optionen, was Laufzeit, Basiswert und Discount angeht. Die Zertifikate haben alle eine „ISIN“-Nummer, über die man sie beim Onlinebroker börsentäglich kaufen kann.
Auf einen weiteren Haken muss ich allerdings noch hinweisen: diese Zertfikate werden von großen Banken verkauft – J.P. Morgan, HSBC, Vontobel oder Deutsche Bank. Das sind die sogenannten Emittenten. Sollte der Emittent Pleite gehen – was nach den Erfahrungen der Finanzkrise nicht völlig auszuschließen ist – ist das in den Zertifikaten angelegte Geld futsch. Insofern sollte man ein Zertifikat auswählen, das von einer „gesunden“ Bank herausgegeben wird.