EU plant Verbot von „Payment for Order Flow“
Der Börsenhandel in der EU steht vor einer bedeutenden Veränderung. Vor allem Kunden der so genannten „Neo-Broker“ sollten aufhorchen. Denn es scheint, dass die nahezu kostenlosen Transaktionen, an die sich die Anleger gewöhnt haben, bald der Vergangenheit angehören könnten. Die Entscheidungsträger der EU, darunter die EU-Staaten und das EU-Parlament, planen, das Modell des „Payment for Order Flow“ (PFOF) zu verbieten. Obwohl die endgültige Zustimmung des Parlaments und des Rates noch aussteht, wird diese weitgehend als Formalität betrachtet.
Was ist Payment for Order Flow?
„Payment for Order Flow“ bezieht sich auf das Modell, bei dem Neobroker wie Trade Republic oder Scalable Capital Rückvergütungen von ihren Handelspartnern erhalten, wenn sie Kundenorders an deren Plattformen weiterleiten. Dieses System hat es ihnen ermöglicht, Millionen von Aufträgen an den Handelsplätzen ihrer Partner zu platzieren. Die Diskussionen um das Verbot von PFOF sind keineswegs neu. Die Branche hat bereits seit einiger Zeit über die potenziellen Auswirkungen dieses Verbots diskutiert. Die EU-Kommission hatte bereits im November 2021 vorgeschlagen, dieses umstrittene Gebührenmodell zu verbieten, die Entscheidung jedoch verschoben.
Eine Reihe von Untersuchungen, einschließlich derer der deutschen Finanzaufsicht Bafin, haben sich mit den Auswirkungen von PFOF beschäftigt. Interessanterweise haben diese Studien gezeigt, dass Anleger mit kleineren Auftragsvolumina tendenziell besser abschneiden, wenn sie Transaktionskosten berücksichtigen, als wenn sie direkt an der Börse kaufen oder verkaufen. Allerdings scheint dieser Vorteil bei größeren Transaktionsvolumina und geringerer Marktliquidität zum Zeitpunkt der Auftragsausführung zu verschwinden.
Es gibt jedoch Kritiker, die befürchten, dass die Neobroker Kundenorders nicht an die Handelsplätze mit den besten Kursen, sondern an diejenigen mit den höchsten Rückvergütungen weiterleiten könnten.
Die Rolle der Neobroker und ihre Partnerschaften mit Börsen
Neobroker arbeiten oft mit einer Börse zusammen, um den Aktienhandel zu ermöglichen. So findet der Handel bei Trade Republic über die Lang & Schwarz Exchange statt, ein elektronisches Handelssystem, das von der Börse Hamburg betrieben wird. Scalable Capital nutzt hingegen oft den Börsenplatz Gettex in München.
Dank ihres Gebührenmodells können die Neobroker deutlich günstigere Preise anbieten. Dies ermöglicht es Marktführern wie Trade Republic und Scalable Capital, die zusammen über 1,6 Millionen Kunden bedienen, sehr günstige Preise anzubieten. Zum Vergleich: Bei Flatex, einem börsennotierten Broker in Frankfurt, zahlen Anleger pauschal 5,90 Euro pro Order. Es überrascht nicht, dass größere Börsen wie die Deutsche Börse oder Euronext das geplante Verbot von PFOF begrüßen. Beide sind der Ansicht, dass das Verbot Interessenkonflikte verhindert und den Wettbewerb unter den europäischen Börsen stärkt.
Gesetzliche Änderungen und Übergangsregelungen
Im Zuge der Überarbeitung der MiFIR-Verordnung und der MiFID II-Richtlinie wurde eine Vereinbarung getroffen, die es den Mitgliedstaaten, die noch kein PFOF-Verbot eingeführt haben – wie Deutschland – erlaubt, ihren Marktteilnehmern vorübergehend eine Ausnahme zu gewähren. Diese Übergangsfrist endet am 30. Juni 2026, und ab diesem Zeitpunkt wird das Verbot EU-weit gelten. Angesichts der geplanten Änderungen müssen Neobroker ihre Geschäftsmodelle in den nächsten drei Jahren anpassen. Scalable Capital, ein prominenter Neobroker, hat bereits seinen Unmut über die Entscheidung der EU geäußert. Sie argumentieren, dass das Verbot nicht im Sinne der Anleger ist, sondern den Interessen der Akteure dient, die den Wettbewerb auf den Kapitalmärkten verringern und mit hohen Gebühren ihr Überleben sichern wollen.
Die Zukunft wird zeigen, wie die Neobroker auf diese Herausforderung reagieren und welche Strategien sie entwickeln, um weiterhin wettbewerbsfähige Angebote für ihre Kunden bereitzustellen.
Mein Rat: mache Dich frühzeitig mit den Angeboten anderer Broker bekannt, die einen Zugang zu mehreren Börsen ermöglichen und damit auch faire Ausführungspreise. Zudem kann man dort in der Regel auch viel mehr Produkte handeln als bei den Neo-Brokern – etwa Optionen und Anleihen sowie Futures. Ich nutze beispielsweise Captrader.