Rezension: Handbuch Optionsstrategien

In dem einen oder anderen Beitrag hatte ich bereits auf die interessanten Möglichkeiten (um nicht zu sagen: Optionen) hingewiesen, die sich aus dem Handel mit Optionen ergeben. Sicherlich kein Thema für Börsen-Neulinge, doch wenn man sich erst einmal ins Thema Aktien-Investments eingearbeitet und damit vertraut gemacht hat, sollte man sich definitiv relativ bald auch mit diesem Thema beschäftigen. Zumal es inzwischen reichlich gute Videos auf youtube und gute Einsteigerlektüre zum Thema gibt. Zum Beispiel „Das große Handbuch der Optionsstrategien“ von Andrei Anissimov.

Der Autor ist nach eigenen Angaben seit vielen Jahren als Trader und Investor an der Börse aktiv und Inhaber einer „Investorenakademie“. In diesem rund 350 Seiten starken und fast 1 kg schweren Buch geht er ausführlich auf die Grundlagen des Optionshandels ein und vermittelt Strategien zur Umsetzung. Wie es sich für ein Einstiegswerk gehört, wird zunächst aufgeklärt, worum es sich bei Optionen handelt und welche Unterschiede es zum Handel mit Aktien gibt. Anissimov beschreibt dann sieben wesentliche Vorteile, die Optionen aus seiner Sicht haben. Der größte davon: man muss – im Gegensatz zum Aktienkauf – nicht „Recht haben“ und vorhersagen können, in welche Richtung sich ein Basiswert (ob Aktie oder Rohstoff) entwickelt, um Gewinne machen zu können. Das Schöne bei Optionen: hier kann man sogar Gewinne erzielen, wenn man mit seiner Annahme falsch liegt. Warum? Die Zeit arbeitet (beim sogenannten Stillhalter, dem Options-Verkäufer) für einen. Denn Optionen besitzen einen „inneren Wert“ und einen „Zeitwert“. Was es damit auf sich hat, wird ebenfalls erklärt.

Nach den ersten sechs einführenden Kapiteln folgt Teil II des Buches, in dem unterschiedliche Optionsstrategien ausführlich erläutert werden. Einfachere, wie Covered Calls und Naked Puts, aber auch etwas komplexere Varianten wie Credit und Debit Spreads, Iron Condors, Straddles und Strangles. Leider stößt der erfahrene Leser dabei immer wieder auf Ungenauigkeiten beziehungsweise Fehler, die den Gesamteindruck des Werks trüben, zumal gerade die Zielgruppe Anfänger solche Sachen nicht unbedingt zu erkennen vermag. Bei einem 1.000 Dollar-Trade eine zweiprozentige Risikobegrenzung mit „200 Dollar“ anzugeben, diesen Fehler sieht auch ein Laie sofort. Doch mal ist von einem „Bull Credit Spread“ die Rede (statt „Bull Put Spread“), dann fragt sich der geneigte Leser, wie denn der Preis eines Basiswerts innerhalb von zwei Wochen um 500 Dollar fallen (S. 219) soll (wenn man nicht gerade Optionen auf Berkshire Hathaway handelt). Stop-Loss-Marken bei Optionen zu setzen, wie es der Autor bei Iron Condors vorschlägt, ist zumindest meiner bescheidenen Meinung nach mehr als fragwürdig. Und dass ein Ratio Spread aufgebaut wird, „indem wir mehr Optionen kaufen als verkaufen“, ist schlicht falsch. Genau das Gegenteil ist richtig.

Insofern ist dieses Buch mit Abstrichen als Einführungslektüre geeignet. Positiv zu bewerten ist vor allem die Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Entwicklung eines Tradingplans gegen Ende des Werks. So lässt sich das Angelesene auch systematisch umsetzen.

Andrei Anissimov: Das große Handbuch der Optionsstrategien. Finanzbuch Verlag, aktualisierte Neuausgabe, 2019. 352 Seiten, 34,99 €. (Transparenzhinweis: Der Verlag hat mir freundlicherweise ein kostenloses Rezensionsexemplar überlassen.)

 

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